Diese Seite wurde im Rahmen der Projektwoche zum 150-jährigen Jubiläum der Helene-Lange-Schule erstellt. Sie soll an die jüdischen Schülerinnen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus unsere Schule besuchten. Der folgende Zeitstrahl erfasst alle gesammelten Materialien in chronologischer Reihenfolge. Mithilfe der Tag-Funktion ist es möglich, nach einzelnen Biografien zu filtern. Zudem finden sich hier digital aufbereitete (Über)Lebensgeschichten einiger Schülerinnen.

1930

Ilses Geburt 12.12.1918 

Ilse Gerson Greilsheimer, geb. Gerson. Ilses Eltern haben ein Bekleidungsgeschäft, erst in der Brüningstr. 16, dann in der Bolongarostr. 132, wo die Familie auch wohnt. Ilses älterer Bruder Friedrich (geb. 1910) besucht das Gymnasium (heute Leibnizschule), Ilse das Lyzeum. Beide sind in der jüdischen Gemeinde engagiert. Im April 1933 trifft der Boykott das Geschäft der Eltern hart. Ende Mai werden die Schaufenster mit antisemitischen Parolen beschmiert. Der Bruder verlässt 1937 Deutschland. Die Familie muss im selben Jahr aus ihrer Wohnung ausziehen und das Geschäft aufgeben, denn der Hausbesitzer kündigt ihnen, weil sie Juden sind. Sie ziehen ins Westend. Ilses Vater wird nach dem Novemberpogrom 1938 festgenommen und nach Buchenwald verschleppt. Dort herrschen unmenschliche Haftbedingungen. Er wird nach 4 Wochen entlassen, weil der Sohn die Ausreise in die Niederlande arrangiert hat, wo er mittlerweile lebt. Ilse und ihre Eltern fliehen nach Amsterdam. Da Ilse dort jedoch keine Arbeit findet, geht sie als Dienstmädchen nach England (domestic permit). Ihrem Bruder gelingt die Ausreise in die USA. Da die Eltern fast 60 Jahre alt sind, gelingt es ihnen nicht, Arbeitsvisa zu bekommen. Als die Deutschen 1940 Holland besetzen, sitzen sie in der Falle. Ab 1941 müssen sie einen gelben Stern tragen, 1942 ihren Besitz und Schmuck abgeben. Sie dürfen keine öffentlichen Transportmittel mehr benutzen. 1943 wird das Ehepaar verhaftet und nach Sobibor verschleppt, wo sie noch am Tag ihrer Ankunft ermordet werden. Ilse bleibt ein Jahr in England und kann dann in die USA emigrieren. Sie zieht in die Nähe ihres Bruders. 1943 heiratet sie Eugene Greilsheimer. Das Paar bekommt einen Sohn, Glen und eine Tochter, Barbara. Ilse stirbt 2005 im Alter von 87 Jahren in Lakewood, USA. Es ist mir im Sommer 2023 gelungen, Ilses Tochter Barbara Sambol zu kontaktieren. Es ist ein reger Austausch durch E-Mails und Telefonate entstanden, während dem sie ihre Freude darüber zum Ausdruck brachte, dass wir uns an ihre Mutter und die anderen Schülerinnen erinnern. Sie plant, in näherer Zukunft Höchst zu besuchen.

Ilse Gerson Greilsheimer Biografisches

1931 

Wanderung im Taunus 1931, auf dem Baumstamm sitzend: Ilse dritte von hinten, Lotti fünfte von vorn.

1931 

Anzeige des Geschäfts von Familie Gerson aus dem Höchster Kreisblatt. 1937 muss die Familie aus ihrer Wohnung ausziehen und das Geschäft aufgeben, denn der Hausbesitzer kündigt ihnen, weil sie Juden sind.

1933 

Schulausflug des Lyzeums 1933: Ilse mittig mit Halstuch, Lotti rechts hinter der Lehrerin im weißem Kleid

1935 

Abschlussbild der Schülerinnen des Jahrgangs 1935. Ilse vorn 2. von rechts, Lotti oben mittig (weiße Knopfleiste)

1935 

Abschlussbild der Schülerinnen des Jahrgangs 1935, Lotti vierte von rechts, Ilse sechste von rechts

2000 

Ilse Gerson Greilsheimer mit ihren Kindern Barbara und Glen

2005 

Ilse Gerson Greilsheimer 2005